News über CATIA und 3DEXPERIENCE

Ein Erfahrungsbericht zur 3DEXPERIENCE Plattform

Asking the right questions!

Im Zuge meines Studiums an der Westsächsischen Hochschule Zwickau bekam ich die Gelegenheit, mich mit der 3DExperience Plattform (3DX) von Dassault Systèmes auseinander zu setzen. Dank der Firma Schwindt durfte ich mich als Praktikant mit der Thematik vertraut machen, um die Frage zu klären, in wie weit sich die Plattform zum aktuellen Zeitpunkt an einer Hochschule bzw. einer Universität einsetzen lässt. Die konkrete Aufgabe dabei war es Lösungsansätze zu erörtern, wie sich die 3DX speziell in den Lehrprozess der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) integrieren lässt.

Doch wo anfangen?

So ohne weiteres ist diese Aufgabe nicht abgehandelt. Doch die Message der 3DExperience selbst bietet eine passende Herangehensweise.

Wo befinden wir uns?

Als University of Applied Sciences sind an der WHZ vor allem die technischen Fachbereiche stark vertreten. Zwickau selbst, als Geburtsstätte der Autounion und heutigem Standort vieler großer Unternehmen der Automobil- und Zuliefererindustrie, bietet den Studenten den passenden Rahmen für eine sehr gute, technische Ausbildung. Dementsprechend sind Fachbereiche wie die Kraftfahrzeugtechnik, der Automobil- und Maschinenbau oder auch das allgemeine Wirtschaftsingenieurwesen sehr gut aufgestellt. Und das betrifft nicht nur die Ausstattung der jeweiligen Fakultäten mit modernster Technik, sondern auch die Besucherzahlen der einzelnen Studiengänge.

Seit über 25 Jahren nutzt die Hochschule Zwickau als eine der Ersten CAD-Systeme für die konstruktive Ausbildung der Engineering-Berufe. Seit 1992 nutzt die WHZ hauptsächlich CATIA als Konstruktionssoftware. Zum aktuellen Zeitpunkt wird die Lehre mit CATIA V5 unterstützt. Aber es stehen Veränderungen an. Als Lehranstalt muss auch an der WHZ darauf geachtet werden, dass stets etablierte und aktuelle Inhalte und Methoden in Bezug auf die Praxis vermittelt werden. Dabei gilt es häufig immer einen Schritt voraus zu denken, um den Studenten den bestmöglichen Anschluss an das Berufsleben zu ermöglichen.

Schon mit der Ankündigung von CATIA V6 stand die Frage nach einem Upgrade der Konstruktionssoftware im Raum. Sollte zum jeweiligen Zeitpunkt zu spät auf eine neue Software und neue Systeme aufgerüstet werden, besteht die Gefahr, dass die Hochschule mit der Lehre den Anschluss an die Praxis verpasst.

Wo soll es hingehen?

Es steht also die Frage nach einer Alternative zu CATIA V5 im Raum. Der logischste nächste Gedanke wäre CATIA V6. Wer noch weiter denkt wird feststellen, dass angesichts der Integration von V6 in die 3DX ein direkter Wechsel auf die 3DExperience durchaus sinnvoll ist. Allerdings gibt es ja auch andere CAD-Systeme.

Warum soll also gerade die 3DX die passende Alternative sein?

Die Antwort darauf ist klar: die Entscheidung zur Nutzung von CATIA an der Hochschule ging mit der Verbreitung der Software in der Industrie einher. Gerade der VAG-Konzern, welcher mit seinen Unternehmen und Zulieferern stark in Zwickau vertreten ist, ist nach wie vor Nutzer von CATIA. Ein in der Praxis etabliertes System ist natürlich die erste Wahl, wenn es um den Einsatz in Lehranstalten geht. In diesem Sinne ist also gemäß dem bisherigen Gedankengang ein Beibehalt der Marke die beste Lösung. Dem einher geht die Tatsache, dass auch viele der anderen Systeme aufgrund ihrer Struktur und Methodik nicht für den Lehrprozess geeignet sind. Auch dieser Umstand ist ein Grund dafür, dass die WHZ nach wie vor bei CATIA geblieben ist.

Welche Herausforderungen stellen sich uns?

Gehen wir jetzt davon aus, dass die 3DExperience Plattform für die Lehre an der WHZ genutzt werden soll. Die 3DX ist bekanntermaßen recht verschieden zum autonomen CATIA V5. Ein Plattformsystem auf Basis einer Datenbank in einer Cloud existiert in ähnlicher Form bereits an der WHZ. Hier wird mit einem zentralen Server gearbeitet, welcher über ein internes Netzwerk mit den Rechnern verbunden ist. Hauptunterschied hierbei ist, dass an der WHZ anstatt einer Datenbank ein Filesystem vorliegt. Die File-basierte Welt stirbt allmählich aus, zumindest laut Aussage der Softwarehersteller. In diesem Sinne also ein angenehmer Nebeneffekt, dass die Studenten über die Arbeit mit der 3DX mit den Themen Cloud-Computing und Datenbanksystem in Kontakt kommen und Erfahrungen damit sammeln können.

Allerdings bringt die Umstellung auf dieses System auch gewisse Herausforderungen mit sich, welche bewältigt werden müssen. So müssen Punkte wie private Räume für einzelne Nutzer, weitere Nutzung alter Daten, Organisation des Unterrichts mit der 3DX oder auch die allgemeine Datenkontrolle geregelt werden. Zur Lösung dieser Herausforderungen ist eine gute Planung und Organisation notwendig.

Durch das gezielte Arbeiten mit getrennten Räumen und Zugriffsrechten auf Daten lassen sich die meisten Punkte bereits klären. Ein Problem was allerdings nach wie vor besteht ist der Umstand, dass Daten und Inhalte der 3DX nur sehr schwierig wieder aus der Datenbank zu entfernen sind. Dies liegt unter anderem an der Intension der 3DExperience. In der Produktentwicklungsindustrie ist es seit Jahrzehnten Standard, dass alle Informationen und Daten, welche in die Entwicklung eines Objektes fließen, archiviert und aufbewahrt werden. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn es im Nachhinein zu Problemen mit dem Produkt kommt.

Da die 3DExperience vorrangig auf die Bedürfnisse jener Industrie zugeschnitten ist, wurden entsprechende Funktionen für das umfassende Entfernen von Daten noch nicht implementiert. Dieser Zustand ist allerdings für den Einsatz der Software im Lehrprozess nicht tragbar. Ein Großteil der durch die Studenten erzeugten Inhalte sind Fehlversuche, welche im Zuge des Lernprozesses gemacht werden. Dem hinzu kommt, dass an der WHZ mit akademischen Lizenzen gearbeitet wird, wodurch eine kommerzielle Nutzung der Inhalte nicht gestattet ist. Hier gilt es in Kontakt mit den Verantwortlichen zu treten, um eine entsprechende Lösung für diesen Umstand zu erzielen. Eine mögliche Variante ist das Löschen der Daten eines gesamten Jahrgangs, nachdem alle Teilnehmer daraus die Hochschule verlassen haben. Eine andere Variante wäre die Einrichtung einer On-Premise Lösung an der Hochschule. Aufgrund der dafür erforderlichen Hardware und dem zugehörigen Wartungsaufwand würde dies natürlich deutlich mehr Kosten hervorrufen als eine On-Demand Lösung. Dieser Punkt muss mit den Zuständigen der Hochschule geklärt werden.

Im Übrigen ist das einzige Problem was verbleibt, die Blockade in den Köpfen der Menschen. Viele haben Respekt davor, sich mit neuen Systeme auseinander zu setzen. Auch gerade der Umstand, dass die 3DExperience so verschieden zum nativen V5 ist, scheint viele abzuschrecken. Letztendlich ist aber alles eine Gewöhnungsfrage. Wer sich mit der Plattform hinreichend beschäftigt erkennt das Potential und die Vorteile, welche sich aus der umfassenden Nutzung dieser Software ergeben können.

Die 3DExperience bietet dem Nutzer den Rahmen, seine individuellen Bedürfnisse und Anforderungen auf verschiedenen Wegen umzusetzen.

Welche Schlüsse können daraus gezogen werden?

Die beste Herangehensweise an diese Aufgabe ist getreu der Message der 3DX: Asking the right questions – Give powerfull answers. Dem entsprechend also auch die beste Methode bei der Umsetzung des Projektes 3DX an der WHZ.

Prinzipiell ist die 3DExperience für die Unterstützung der Lehre an Universitäten und Hochschule nutzbar. Dies zeigen unter anderem auch Erfahrungen anderer Institutionen, wie die Hochschule Reutlingen.

Unter den derzeitigen Umständen stehen noch einige Punkte offen, welche geklärt werden müssen bevor die Plattform für die Westsächsische Hochschule effektiv nutzbar ist. Bis dahin bleibt abzuwarten, wohin sich die 3DX entwickelt und ob sich derzeitige Probleme nicht sogar von selbst lösen. In diesem Sinne sollte der Dialog zu den Verantwortlichen aufrecht gehalten werden, um zugunsten des Nutzers positiven Einfluss auf die Weiterentwicklung der Software zu nehmen.

Als Lehranstalt steht die Westsächsische Hochschule auch in einer gewissen Vorreiterposition. In der Industrie und vor allem im Engineering-Sektor fehlt es an jungen Kräften, welche das notwendige Knowhow mitbringen um die neuen Herausforderungen zu meistern.

Auch der Erfolg der 3DX hängt von der nächsten Generation Ingenieure ab. An dieser Stelle also ein unterschwelliger Appell an die WHZ wie auch an andere Hochschulen und Universitäten, rechtzeitig die richtigen Schritte zu gehen.

Ich bin von der 3DExperience als Software überzeugt und werden sie im Rahmen der Möglichkeiten weiterhin für mein Studium an der WHZ nutzen. Neben wichtigen Erkenntnissen für meine Ausbildung erzielte ich durch die Praktikumstätigkeit auch eine weitere Referenz, welche ich bei zukünftigen Arbeitgebern vorweisen kann.

Und Sie?

Stellen Sie sich selbst die richtigen Fragen und machen Sie Ihre eigenen Erfahrungen!

Lukas Jenk

Ruf uns anSchreibe unsZum Seitenanfang