News über CATIA und 3DEXPERIENCE

Sie müssen nicht mehr fliegen, um die Gasuhr zu warten...

In letzter Zeit hatte ich Gelegenheit, verschiedene Veranstaltungen von Dassault Systèmes zu besuchen. So unter anderem ein Strategiemeeting in Vélizy oder das 25. GSE CATIA Anwendertreffen in München. Nicht zu vergessen auch das 3DEXPERIENCE Forum in Leipzig.

Bei allen Veranstaltungen sprach man über Digitalisierung und warum die 3DEXPERIENCE Plattform anders ist als andere Systeme.

Was ist Digitalisierung?

Wenn man früher eine Rechnung bekam, so lief die Rechnung als Papierdokument durch das Unternehmen und zu guter Letzt wurde diese auf Microfilm archiviert. Der technische Fortschritt ermöglichte später die DIGITALE Archivierung auf optischen Speichermedien.

Das Einscannen der Papierrechnung brachte erstmals eine Prozessverbesserung in der Rechnungsprüfung. Das Papieroriginal kam nach dem Scannen trotzdem in den Ordner und wurde wie oben beschrieben archiviert. Aber auf die elektronische Variante der Rechnung hatte nun jeder Berechtigte direkten Zugriff und konnte sich die Daten in seinen Prozessschritt holen. Dies führte zu einer deutlichen Prozessbeschleunigung, musste man doch nicht mehr warten, bis die Aufgabe im eigenen Postkorb auftauchte. Man wurde informiert, dass eine Aufgabe ansteht und holte sich alle erfoderlichen Daten aus der elektronischen Arbeitsmappe. Der Workflow änderte sich von der BRING-Schuld zur HOL-Schuld.

Durch neue gesetzliche Regelungen durfte auf das Papieroriginal verzichtet werden. Die vom Absender erzeugte elektronische Rechnung als Datensatz oder pdf wurde zum Original. Alternativ auch der Scan der Papierrechnung. Durch den Wegfall der Kopien gab es weitere Einsparungen und vor allem Prozesssicherheit.

Die folgenden Wünsche nach Prozessoptimierung forderten nun ein digitales Dokumentenmanagement. Die Ordnerstrukturen fanden sich in den Datenverarbeitungssystemen wieder, und die Herausforderung war, die Suche und Zugriffszeit weiter zu beschleunigen. In den Ordnern liegen Dokumente gespeichert als Files und zur Interpretation öffnen wir die Files und lesen diese wie das alte Papierdokument und tauschen diese auch weiterhin per E-Mail oder Workflow aus.

Was für Rechnungen gilt, trifft auch auf alle anderen Dokumente zu. Wir generieren .Files und benötigen Autorensysteme, um die Informationen zu pflegen und zu bearbeiten. Tolle Dokumentenmanagementsysteme verwalten die Dokumente, Product Lifecycle Managementsysteme verwalten die Produkte, Application Lifecyle Systeme verwalten Software, ERP-Systeme verwalten Fertigungsdokumente und so weiter.

Wenn ich fliegen will, so hole ich mir die Bordkarte auf mein Handy und besitze somit eine elektronische Kopie der Flugdaten. Leider erkennt meine Bordkarte nicht, wenn sich die Flugzeiten oder das Gate ändern. Ich wünsche mir den digitalen Zugriff auf die Originaldaten der Fluggesellschaft, so dass ich in Time über Änderungen informiert werde.

Digitale Transformation bedeutet, dass der Rechnungsdatensatz vom Lieferanten direkt in die Felder meines ERP-Systems eingetragen wird.

Digitale Transformation bedeutet, dass mein SmartPhone direkten Zugriff auf die Informationen der Fluggesellschaft bekommt und Änderungen wie der Aktienkurs aktualisiert angezeigt werden.

Digitale Transformation bedeutet, dass CATIA Daten nicht mehr als .catpart oder .catproduct gespeichert und verwaltet werden, sondern die Geometrieelemente direkt in der 3DEXPERIENCE Plattform abgelegt werden.

Was bedeutet das für die Prozesse?

Um die Rechnungsdaten zu verarbeiten, öffnet ein Sachbearbeiter das Dokument und überträgt die Daten in das ERP- oder ein anderes kaufmännisches System.

Um eine FEM-Simulation durchzuführen überträgt ein Ingenieur die CAD-Daten in ein Simulationssystem, vernetzt dort neu, rechnet, ändert und überträgt die Daten zurück in das CAD-System.

Wer bezahlt uns eigentlich diese aufwändigen Übertragungstätigkeiten?
Sind das die Tätigkeiten, warum wir früh aufstehen und uns auf den Arbeitstag freuen?

Digitalisierung sollte doch die CAD Daten direkt in die Datenbank schreiben und die Simulations-App soll die Daten direkt lesen, vernetzen, optimieren und so speichern, dass das CAD-System damit direkt weiterarbeiten kann. Und wenn jemand einen Datensatz ändert, so soll der Projektleiter direkt den Status sehen und wenn er eine Aufgabe an einen Mitarbeiter vergibt, so soll dieser immer die aktuellen Daten in seiner Arbeitsmappe haben.

Dassault Systèmes spricht von 3DEXPERIENCE als Operating-System, als Betriebssystem für Ihre Entwicklung von Produkten oder als Drehscheibe für die Wissenschaft. Und alle Apps aus den vier Quadranten der Anwendungen (Kommunikation, CAD, Simulation, Analyse) greifen nativ auf die Originalinformationen zu, die so gespeichert und verlinkt sind, dass es keiner Übersetzung zwischen den Apps bedarf.

Ist das Zukunftsmusik? JEIN!

3DEXPERIENCE beherrscht diese Art der Datenkommunikation und ist damit der gewünschte Backbone. SCHWINDT bietet mit TransConnect der SQL Projekt AG die gewünschte live Interkommunikation zwischen beliebigen Anwendungen mit XML-fähigen APIs.

Wie sieht es aber mit den Apps aus?

Auch die V6-Apps beherrschen diese Kommunikation. Dies gilt sowohl für CATIA V6, SIMULIA V6, DELMIA V6 sowie ENOVIA mit den Apps für Engineering Prozesse, Projektmanagement etc. DS hat bei allen Neuentwicklungen auf diese native Datenkommunikation geachtet.

Was ist mit den Altanwendungen?

Stand 2017 gibt es im 3DEXPERIENCE das Designer-Central. Dieses verwaltet CATIA V5, Solidworks oder verschiedene Fremdsysteme als intelligentes Dokumentenmanagement. Alle verfügbaren Links und CAD-Descriptions werden ausgelesen und in die Datenbank gespeichert. Aber die eigentlichen Daten liegen in Silos und sind damit für die V6-Apps nicht les- und interpretierbar. Schade!

Mit Release 2018x hat DS POWER'BY angekündigt. Ab CATIA V5-6 R2015 und für Solidworks werden die CAD-Strukturen und Positionselemente in der Schnittstelle so interpretiert und in der Datenbank abgelegt, dass die V6 Apps wieder nativ auf die Informationen zugreifen können.

Damit ergeben sich drei neue Geschäftslösungen:

  1. Die 3DEXPERIENCE Plattform steht als CAD-Datenaustauschdrehscheibe zur Verfügung mit allen "out of the box" social Media Anwendungen wie Chat, Viewing, Redlining etc. Mit dem Benutzerzugang erhalten auch Nichtingenieure Zugang zu allen CAD-Daten und zugehörigen Produkt- und Projektinformationen. Und dies nun auch für die "Altsysteme".
  2. Anwender von CATIA V5 insbesondere aus der deutschen und asiatischen Automobilproduktion wünschen Investschutz für die getätigten CAD- und PLM-Investitionen. Auch diesen Anwendern stehen nun für die vorhandenen Daten alle 3DEXPERIENCE Apps zur Verfügung.
  3. DS sichert seinen V5 Anwendern zu, neue Geometriefunktionen aus V6 auch nach V5-6 zurück-zu-implementieren. Aber viele neue Apps insbesondere aus den Bereichen des generativen Designs sind auf eine LiveDatenbank angewiesen. Mit Hilfe der POWER'BY Technologien können die Anwender auch von diesen Neuerungen profitieren.

Was bedeutet das nun für die Nutzer?

Erinnern Sie sich noch, welchen radikalen Schritt der Wegfall der Papierrechnung bedeutet hat?

War es nicht aufregend, das Original durch den Reißwolf zu schicken, trotz Wissen um das pdf und dass man der IT schon vertrauen musste?

Wie nachhaltig haben sich für Sie die Prozesse durch die Elektrifizierung der Büroarbeit geändert?

Und nun sollen nur noch digitale Fragmente unserer Daten gespeichert werden? Systeme sollen gekoppelt werden und wir greifen direkt auf den Kontoauszug bei der Bank zu ohne den Papierauszug abzulegen?

Wir sprechen von DATA DRIVEN, MODEL BASED Prozessen und DIGITAL CONTINUITY. Wir fühlen uns plötzlich alt und bewundern die Jungen, für die das alles selbstverständlich ist und die nur in unser Unternehmen kommen, wenn diese Voraussetzungen gegeben sind. Die Jungen wollen die Zeit nutzen um innovative Ergebnisse zu liefern und nicht, um Datenformate zu konvertieren! Life Balance nennt sich das! Aber noch am Abend mobil auf die aktualisierten Projektpläne zugreifen und chatten, wer was macht...

Die jungen Servicespezialisten wollen nicht mehr fliegen, um komplizierte Gasarmaturen an entfernten Standorten dieser Welt zu reparieren! Diese Aussage stammt von einem Linde-Manager, zuständig für Digitalisierung. Und die Jungen bringen viele Ideen mit, wie auf Basis digitaler Transformation neue Geschäftsideen und Erfahrungen für Kunden generiert werden können oder wie zum Beispiel der Monteur vor Ort auf die Erfahrungen der Spezialisten in der Zentrale zugreifen kann.

Sind Sie dabei? Sprechen Sie uns an!

von Ralf Seidler

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